Nicht nur die Schließung der Zechen und das Nichtrauchergesetz, dass das Rauchen in der Gastronomie untersagte, sorgten für das Kneipensterben im Ruhrgebiet. Das Trinken von Pils und Korn an der Theke, die großen gläsernen Rollmopsbehälter, die Bockwurst mit Kartoffelsalat im Schankraum gegessen und die Frikadellentürmchen unter der Käsehaube gehören der Vergangenheit an. Die Alternative zur Kneipe könnte die Eröffnung eines Cafés sein, ein immer noch sehr attraktiver Weg in die Selbstständigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Der weite Weg zur Eröffnung
Doch bis zur Eröffnung eines Cafés sind einige Hürden zu nehmen und Behördengänge zu erledigen. Man benötigt neben einem Gewerbeschein ein Gesundheitszeugnis vom Gesundheitsamt, eine Konzession für den Verkauf von Speisen und Getränken und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Finanzamt. Wenn alkoholische Getränke angeboten werden sollen, ist die Beantragung einer Ausschankgenehmigung vorzunehmen. Die vorschriftsmäßigen Kassen sind dem Finanzamt anzuzeigen. Sie müssen der Kassensicherungsverordnung entsprechen.
Da es regionale Unterschiede gibt, ist ein Besuch bei der IHK unumgänglich. Stets sollte auch daran gedacht werden, dass eventuelle Umbauten im Café genehmigungspflichtig sein können. Des Weiteren ist eine Gewerbeversicherung abzuschließen. Zu der Versicherung gehören die Haftpflichtversicherung und die Betriebsversicherung. Die Haftpflichtversicherung kommt für Schäden auf, die der Gewerbetreibende und seine Mitarbeiter zu verantworten haben. Der heiße Kaffee auf dem Mantel des Gastes wäre so ein Schadensfall. Die Betriebsversicherung haftet bei Wasserschäden in den Toilettenanlagen, bei Küchenbränden oder einer explodierenden Espressomaschine, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die drei Eckpfeiler für die Gründung
- Geschäftsidee
- Standort
- Kundschaft
Es bedarf schon im Vorfeld einer genauen Vorstellung, wie das zukünftige Café aussehen soll. Was wird das Besondere an dem Café sein, was es zu Mitbewerbern einzigartig macht. Wird es die Atmosphäre sein, die spezielle Produktauswahl, der Service, vielleicht auch das Mobiliar? Welche Zielgruppe soll angesprochen werden? Sind genügend Kunden in der Gegend und wenn ja, welche. In der Nähe von Seniorenheimen wäre ein klassisches Café im Wiener Stil eine Möglichkeit.
In Uni nähe vielleicht ein hippes Szenecafé. Gibt es überhaupt, ohne große Kompromisse machen zu müssen, eine Location, die meiner Vorstellung entspricht. Bevor Räumlichkeiten angemietet werden, sollte einiges an Vorarbeit erledigt werden. Dazu eignet sich die Beobachtung der zukünftigen Location zu verschiedenen Tageszeiten und Wochentagen. Gibt es genügend Laufkundschaft, wer kommt an der Location vorbei, wie alt, wie angezogen. Wie gut ist die Infrastruktur in dem Gebiet. Sind eventuell Parkplätze in der Nähe. Wäre im Sommer vielleicht eine Außengastronomie möglich. Wenn sich eine zufriedenstellende Balance zwischen Geschäftsidee, Standort und Kundschaft besteht, kann über eine Anmietung nachgedacht werden.
Das Plus an Café
Das kann sich lohnen, darüber nachzudenken, wie das Angebot im Café zu erweitern wäre. Lesungen in Cafés haben ebenso Konjunktur, wie kleine Livekonzerte. Ein Skat-Doppelkopf- oder Dartturnier kann den Umsatz erhöhen und vielleicht sogar Stammkundschaft generieren. Ein Kuchenverkauf zu speziellen Anlässen, wie Hochzeit, Kommunion oder Heirat wäre eine geschäftsfördernde Idee. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, einen kleinen Mittagstisch anzubieten
Die Aufnahme von Fremdkapital
Besonders bei einer Neueröffnung eines Gastrobetriebes sind die Banken bei der Vergabe von Krediten sehr vorsichtig. Die Umbauten und Ausbauten sind sehr kostenintensiv und die Erstausstattung mit Besteck und Geschirr stellt für die Bank keine Sicherheit dar. Vielleicht der kleine Transporter zum Einkauf und zur Auslieferung der Waren. Deshalb ist die Erstellung eines Businessplanes das A und O einer Geschäftseröffnungsidee. Der Plan listet alle Kosten auf, die vor und während des Geschäftsbetriebes anfallen. Mit welchen realistischen Einnahmen ist zu rechnen? Was benötigt der Betrieb an Mindestumsatz? Reicht der Erlös zur Deckung der Lebenshaltungskosten? Wie viele Mitarbeiter können eingestellt werden? Können ein Koch, ein Konditor und Servicekräfte bezahlt werden?
Ist es kostengünstiger, selbst hergestellte Konditorreiprodukte zu verkaufen, als sie fertig einzukaufen? Im Internet gibt es kostenfreie Businessplanvorlagen zu nahezu jeder Geschäftsidee, damit auch nichts vergessen wird. Mit einem realistischen Businessplan ist auch ein Bankberater davon zu überzeugen, dem Darlehensantrag eher zu entsprechen.
Das Team
Für eine erfolgreiche Behauptung am Markt sind eine professionelle Personalplanung und deren Einteilung notwendig. Optimale Laufwege, minimale Wartezeiten, organisierte Speisezubereitung und ein serviceorientiertes Personal helfen, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten.
Die Kompetenzen des Personals müssen klar gegliedert werden. Es kann auch nicht geleugnet werden, dass Personal mit Erfahrung im Gastrobereich bei der Einstellung, besonders zur Eröffnung eines neuen Cafés, sehr hilfreich sein kann. Das gemeinsame Ziel, was erreicht werden sollte, ist der Teamspirit. Das werden auch die Gäste bemerken, wer mit wem wie umgeht.
Die Werbung
Niemals waren die Möglichkeiten für ein erfolgreiches Marketing vielfältiger als heute. Neben Werbung in Printmedien oder einer Wurfsendung in die Briefkästen der näheren Umgebung sorgen Facebook, Instagram und Co. auch im Internet für einen Erfolg versprechenden Auftritt. Ist das Café bei Google Unternehmensprofile eingetragen und hat seinen kostenlosen Eintrag bei Lokalelite, wird es auch schnell Gäste finden.
Der Traum von einem eigenen Café kann Wirklichkeit werden und ein umfangreicher und lückenloser Businessplan helfen bei der Umsetzung.
Lebe deinen Traum und eröffne dein Café.